
Bildkomposition in der Food Fotografie
Du hast viel Freude an der Food Fotografie, doch deine Bilder wirken oft uninteressant oder überladen? Um das schnell und einfach zu ändern, gibt es in der Fotografie bestimmte Bildkompositionsregeln, die dir zu einem harmonischeren Bildaufbau verhelfen.
8 dieser Regeln, die ich auch nach 5 Jahren Erfahrung als Food Fotografin immer wieder gerne anwende, möchte ich dir heute vorstellen.
Inhalt
Regel #1: Die Drittel-Regel
Bei der Drittel-Regel wird über das Bild ein Drittel-Raster gelegt. Das Bild wird so sowohl horizontal als auch vertikal in drei gleich große Abschnitte unterteilt ist. Es entstehen vier Schnittpunkte. Möchtest du mit der Drittel Regel eine harmonische Bildkomposition erreichen, positioniere dein Hauptmotiv am besten auf einem der vier Schnittpunkte oder entlang einer der Linien.
Praktisch: Bei vielen Kameras kann das Drittel Raster bereits beim Fotografieren über das Bild gelegt werden, sodass du deinen Bildaufbau ganz einfach daran ausrichten kannst.

Regel #2: Der Goldene Schnitt
Die Verwendung des Goldenen Schnitts in der Fotografie ähnelt der Drittel-Regel, da letzteres eine vereinfachte Variante des Goldenen Schnitts darstellt. Der Unterschied liegt darin, dass die Schnittpunkte des Gestaltungsrasters des Goldenen Schnitts zentrierter im Bild liegen, als bei der Drittel-Regel.
Ein Bildaufbau nach dem Goldenen Schnitt wirkt auf das menschliche Auge deshalb so harmonisch, weil das Teilungsverhältnis oft in der Natur zu finden ist. Auch hier solltest du dein Hauptmotiv auf einem der Schnittpunkte oder entlang einer der Linien platzieren.

Regel #3: Die Goldene Spirale
Die Goldene Spirale oder Fibonacci Spirale resultiert aus dem Goldenen Schnitt. Für eine harmonische Bildkomposition platziere dein Hauptmotiv im Innern der Spirale und richte die übrigen Elemente am Verlauf der Spirale aus.

Regel #4: Die Wasserfall Technik
Bei der Wasserfall-Technik werden die Objekte im Bild nach ihrer Höhe sortiert. Die höchsten Elemente befinden sich hinten im Bild und die niedrigsten vorne im Bild. Das Hauptmotiv sollte eine mittlere Höhe haben und zwischen hohen und niedrigen Objekten platziert werden. Die Wasserfall-Technik sorgt für ein lebendiges Bild mit schöner Tiefenwirkung.

Regel #5: Negativ-Raum
Vor allem Food Fotografie Anfänger*innen tendieren oft dazu, jeden freien Platz im Bild mit Requisiten oder verwendeten Zutaten voll zu stellen. Dies sorgt jedoch dafür, dass das Bild schnell überladen und unruhig wirkt. Für ein ausgeglichenes Bild sollte man gezielt mit Negativ-Raum arbeiten und Stellen im Bild bewusst leer lassen. Dies sorgt für ein harmonisches Bild, bei dem das Hauptmotiv automatisch in den Fokus gerückt wird.

Regel #6: Führende Linien
Ein weiterer Tipp für einen harmonischen Bildaufbau sind Linien im Bild, die das menschliche Auge unterbewusst durch das Bild lenken. Dies können Geraden, Diagonale, S-Kurven oder auch Zickzack-Linien sein.
Durch führende Linien wirkt das Bild interessanter und wird in der Regel sogar länger betrachtet, da das Auge durch die einzelnen Bildobjekte geführt wird und nicht nur auf dem zentralen Hauptmotiv verweilt.

Regel #7: Rahmen
Auch (Teil-)Rahmen können ein Bild harmonischer wirken lassen, da sie den Fokus automatisch auf die Objekte innerhalb des Rahmens lenken.
Im Bild unten dient das Auskühlgitter als Rahmen, der den Fokus direkt auf die Kekse innerhalb des Rahmens lenkt.

Regel #8: Ungerade Zahlen
Ungerade Zahlen tragen gleich auf zwei Weisen zu einer harmonischeren Bildkomposition bei. Zum einen wird bei der Verwendung von drei gleichen Elementen im Bild oft ein Dreieck geformt, das das Bild dynamischer wirken lässt.
Zum anderen fällt es dem Betrachter bei der Verwendung von einer ungeraden Anzahl an gleichen Gegenständen leichter, sich auf eines der Objekte zu fokussieren. Dazu sollte man eines der Objekte so platzieren, dass es von den anderen eingerahmt wird. So verweilt der Blick automatisch auf diesem Element im Bild.
Bei einer geraden Anzahl gleichberechtigter Elemente im Bild fällt es dem menschlichen Auge hingegen schwer, sich auf eines der Objekte zu konzentrieren. Das Auge tendiert dann dazu, zwischen den Elementen hin und her zu springen, wodurch die Bildkomposition unharmonisch erscheint.

Anwendung
Die Bildkompositionsregeln kannst du entweder schon beim Setaufbau berücksichtigen, indem du dir beispielsweise die Goldene Spirale auf einem weißen Blatt ausdruckst und dein Bildaufbau dann vorab aufzeichnest und an der Goldenen Spirale ausrichtest.
Du kannst die Bildkompositionsregeln aber auch erst bei der Bildbearbeitung deines Fotos zur Hilfe nehmen und dein Foto anhand einer Regel zuschneiden. In Lightroom funktioniert dies ganz einfach, in dem du beim Zuschneiden deines Bildes auf „Werkzeuge“ und dann auf „Freistellungsüberlagerung“ gehst. Dir werden dann die verschiedenen Vorlagen über dein Bild gelegt, sodass du es daran ausrichten und entsprechend zuschneiden kannst.
Fazit
Es gibt einige Bildkompositionsregeln, die dir helfen, deine Food Fotos interessanter zu gestalten. Aber auch in der Food Fotografie gilt das Motto: Regeln sind zum Brechen da! Alle genannten Regeln zur Bildkomposition sollen dir helfen eine harmonische Bildkomposition zu erreichen, dich dabei jedoch nicht zu sehr einschränken. Selten verwende ich in einem Bild mehr als ein oder zwei der genannten Regeln. Wenn man die Regeln verinnerlicht hat, verwendet man sie zudem teilweise unterbewusst, ohne jedes Mal darüber nachdenken zu müssen.
Bricht man die Regeln, sollte man dies im besten Fall bewusst machen und die daraus resultierende Wirkung im Blick behalten.
6 weitere Tipps, wie du deine Food Fotografie auf ein neues Level bringst, erfährst du in meinem Artikel 6 Tipps für sofort bessere Food Fotos.